„Wie man sich a Red zammabastelt, des hou ich gegoogelt.“ Der Schulleiter der Montessori
Fachoberschule in Kronach, André Schneider, wollte alles richtig machen an der ersten Abifeier.
Dabei versuchte er gar nicht erst, sich irgendwie zu verbiegen. Völlig authentisch und frei von der
Leber weg, sagte er, was er auch so meinte. Schließlich standen fünf festlich gekleidete, unendlich
erleichterte und gut aufgelegte Schüler bereit, um sich feiern zu lassen. Sie haben ihr Fachabitur
bestanden und ihre Zeugnisse bei der Abschlussfeier an der staatlichen Fachoberschule in
Kulmbach entgegengenommen. Und genau dieser Umstand war für die noch sehr junge Kronacher
Fachoberschule in ihrem ersten Abijahr ein herausragender Erfolg. Geschäftsführerin Gudrun
Jersch-Bittermann ergänzte: Drei Schüler müssen im Herbst noch Prüfungen ablegen, weil sie krank
waren, aber auch da glaube ich an ein positives Ergebnis.
Und während André Schneider noch eingestand, vor seiner Rede etwas aufgeregt und auch ein
bisschen ratlos gewesen zu sein, sprudelte er auch schon los: „Ich waas scho, dass su a Red
fulminant inspirierend, humorvoll, eloquent, beispiellos und beispielgebend sein soll. Also hou ich
bei an Abiredengenerator mir was gebastelt.“ Die Begrüßung und die Anlassbeschreibung habe er
quasi in einem Aufwasch erledigt, aber bei Punkt drei, dem lateinischen Sinnspruch, streikte er ganz
entschieden. Auch bei der Jahrgangsstatistik nannte er keine Zahlen, sondern meinte: „Bei uns lernt
man nicht für Statistiken, sondern für sich selbst.“ Schneider sprach auch davon, dass die stärkste
Motivationsdroge für junge Menschen junge Menschen seien. „Und macht euch keine Sorgen um
die Zukunft. Ihr steckt schon mittendrin.“ Am Ende wandte er sich auch noch einmal an eventuelle
Kritiker seiner emotionalen Rede: „Als Germanist unterstütze ich die Forderung, den Dialekt zu
fördern.“
Als Vertreter des Elternbeirates fand Sigi Katholing die richtigen Worte: „Die Expeditionsgruppe
MOS betrat Neuland und bewegte sich auf unerforschtem Gebiet. Aber schon der erste
Abiturjahrgang war erfolgreich und wird dafür sorgen, dass aus dem Pfad ein Weg wird, der sich
auf der Schullandschaft in Kronach abbildet.
Für die Schüler sprach Niklas Vogel, der sich freute, „dass sich unsere gesellschaftlichen
Kompetenzen um ein Vielfaches erweitert haben. Das ist die soziale Grundlage für das ganze
Leben. Gute Bildung ist ja auch in der heutigen Zeit nicht ganz selbstverständlich.“ Und das hätten
sie den Lehrern zu verdanken, die immer an ihrer Seite gewesen seien. „Das waren unsere zwei
Jahre an der MOS – und auch, wenn wir jetzt unterschiedliche Wege gehen, sind wir dankbar, dass
wir diese Schule besuchen durften.“
Dass sich die Schülerinnen und Schüler sehr stark mit ihrer Schule identifizieren, machte
Geschäftsführerin Gudrun Jersch-Bittermann deutlich: „Ich habe gefragt, wie und wo die Feier
stattfinden sollte, welche Wünsche und Vorstellungen sie hätten.“ Über die Antwort ihrer Schüler
war sie gar nicht überrascht: „Wir wollen zu Hause feiern, in unserer Schule.“ Und so kam es zu
einem liebevoll dekorierten Festzelt auf dem Schulhof, zu einer Cocktailbar und einem DJ, der die
musikalischen Wünsche erfüllte. „Auch das Catering stammt aus unserer eigenen Küche. Und das
kann sich wirklich sehen lassen,“ ergänzte sie.
Infokasten: Und das sagen die Eltern von Jonas Dötsch, der sein Fachabitur an der MOS abgelegt
hat: „Es war eine deutlich entspanntere Zeit in einer Atmosphäre ohne Notendruck. Jonas bekam
genau die individuelle Unterstützung, die er auch gebraucht hat. Durch das Ganztagskonzept wird
die Lehrer-Schüler-Beziehung sehr vertieft, man lernt sich viel besser kennen. Außerdem ist die
MOS in Kronach mit Lehr- und Lernmitteln hervorragend ausgestattet, alles ist auf dem neuesten
Stand. Die Lernmethoden sind so vielfältig, dass sich auch die Schüler viel aktiver einbringen
können. Die Freiarbeit fördert zudem die Eigenverantwortung, motiviert und spornt an.“
Hannes Rübensaal ist seit der fünften Klasse an der Montessori-Schule. Seine Mutter ist begeistert:
„Da herrscht ein ausgewogenes Klima. Man schaut auch darauf, ob der Schüler in die Lerngruppe
passt. Eine individuelle Förderung stellt sicher, dass sowohl starke, als auch etwas schwächere
Schüler die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Die Starken bekommen Zusatzaufgaben,
die anderen manchmal einfach mehr Zeit, um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Jeder
Schüler geht ja anders an die Dinge heran.“ Auch sie kennt das Vorurteil, dem Montessori-Schüler
sich oft ausgesetzt sehen: Es sei eine Schule für Lernschwache, für die, die einem „normalen
Unterricht“ nicht folgen könnten. Aber sie kennt auch die Kehrseite der Medaille: „Ich bekam auch
Sprüche zu hören wie: ‘Eine solch elitäre Schule kann sich halt auch nicht jeder leisten.’ Für beide
Gruppen habe ich nur einen Satz: Wir haben das getan, was für unseren Sohn das Beste war.“
Aus Sicht der Schüler hatte Tina Katholing noch lobende Worte: „Lernen ohne Zwang,
Mitspracherecht, individuelle Förderung. Von meiner Zeit auf der Regelschule kannte ich das gar
nicht. Ich mochte es nicht, wenn man mir einfach etwas aufs Auge gedrückt hat. An der MOS durfte
ich mich entfalten. Hier wird schülerbezogen unterrichtet und nicht lehrplanbezogen.“ Für sie geht
es jetzt an der Fachhochschule in Coburg weiter, wo sie Soziale Arbeit studieren möchte.
Diese fünf Schüler der MOS haben ihr Fachabitur in der Tasche: Tina Katholing, Niklas Vogel,
Jonas Dötsch, Hannes Rübensaal und Nadine Gemeinhardt.

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