Ab dem Schuljahr 2017/18 bereichert eine neue Montessori-Fachoberschule – kurz MOS – die Schullandschaft im Raum Kronach. Sie startet mit 21 Schülern. Am Freitag fand die offizielle Einweihung statt. Viele Gäste gratulierten.
Kronach- Lichtdurchflutete Räumlichkeiten, eine geschmackvolle Farbgebung überwiegend in rot-grau-weiß, ein stimmiges Raumkonzept – und jede Menge mit großen Buchstaben an den Wänden angebrachte Zitate berühmter Persönlichkeiten: Die neue Montessori Fachoberschule in der Haßlachgasse in Kronach präsentiert sich in einem frischen, sehr einladenden „Outfit“ – und das auf einer stolzen Fläche von insgesamt 1.521 Quadratmetern.
Ziel der MOS ist es, Schüler mit einem Mittleren Schulabschluss innerhalb von zwei Schuljahren (Jahrgangsstufen 11 und 12) zur allgemeinen Fachhochschulreife zu führen, die zum Studium an Fachhochschulen berechtigt. An der MOS wird dies für die Fachrichtung Sozialwesen angeboten. Der Stolz über die erste und bislang einzige Montessori-Fachoberschule ganz Oberfrankens war beim Festakt am Freitagabend deutlich spürbar.
„Mut steht am Anfang des Handelns – Glück am Ende“, zitierte Vorstand Gerd Herrmann den Philosophen Demokrit. Mut hätten die Eltern der ersten Stunde damals in der Tat aufbringen müssen, als sie ihre Kinder erstmals 2004 in die Montessori Schule – damals noch im alten Schulhaus in Marktrodach – geschickt hätten. Heute, 13 Jahre später, sei das zarte Pflänzchen zum stattlichen Baum geworden. Nach dem Umzug nach Mitwitz, der Genehmigung der Sekundarstufe sowie des M-Zugs komme nun mit der FOS ein weiterer Ast hinzu und die Vision des Fördervereins werde ein Stück weit mehr wahr: „Die Schule achtet die Kinder, unterstützt sie individuell und begleitet sie, ihren Fähigkeiten angemessen, auch bis zum Abitur.“ Für die MOS habe es nun erneut großen Mutes bedurft – zum Einen für die Investition von 580.000 Euro und zum Anderen für die Eigenfinanzierung der ersten drei Jahre.
Den Finanzen der Schule widmet sich Vorstand Gerhard Koller, der an die bescheidenen Anfänge zurück erinnerte. Gestartet 2004 mit damals zwölf Schülern und zwei Pädagogen zählte man nach vier Jahren 60 Schüler und sechs Pädagogen. Aufgrund Platzmangels zog man nach Mitwitz um. Nach Genehmigung der Sekundarstufe folgte ab 2011 auch der M-Zug, mit dem man mittlerweile viele Schüler erfolgreich zum Mittleren Schulabschluss führte. Kontinuierliches Wachstum erforderte einen Anbau an das Schulgebäude. Aktuell zählt man 300 Schüler der Grund- und Sekundarstufe sowie 55 Mitarbeiter. Hinzu kommen 21 Schüler der MOS, insgesamt 321 Schüler. Er dankte für die gewährten Mittel aus dem Programm „Landaufschwung“ von 198.400 Euro und des Landkreises von 150.000 Euro. Man wolle die MOS ausbauen und hoffe, bald Agrartechnik als weiteren Zweig anbieten zu können. „Sie werden noch öfter von uns hören“, kündigte er an.
„Viele fragten mich damals, wie ich ein MKind in eine solche Schule geben könne, wenngleich sie doch keine Defizite habe“, gestand Evelyn Heil – Vorstand Ökologie und Mutter von Viktoria Heil; eine der zwölf ersten Schülerinnen. Obwohl die Schule damals nur eine Genehmigung für vier Jahre gehabt habe, habe sie dennoch andere Wege gehen wollen. Ihre Tochter sollte neugierig auf das Leben und Lernen werden. Dass diese nach dem Quali auch den Mittleren Schulabschluss geschafft und vor einem Jahr an der FOS Kulmbach Fachabitur gemacht habe, belege die Qualität der Schule. „Prüfungsängste, Schulängste, Notendruck – Das alles kannte sie nicht. Sie wurde eine sehr starke Persönlichkeit – und genau das braucht unsere Gesellschaft“, appellierte sie. „Meine Schulzeit an der Montessori Schule war schön“, erinnerte sich Viktoria Heil, die als allererste Schülerin der Montessori Schule ihre Mittlere Reife absolvierte. Sie freute sich für alle Schüler, die nun an der MOS Fachabitur machen könnten.
„Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadt und des Landkreises Kronach sowie von ganz Oberfranken“, bekundete der pädagogische Direktor Mathias Schmitt, der 2008 zur Schule hinzugestoßen und damit – wie er sagte – in den „Pädagogenhimmel“ gelangt war. Von den Anfängen 2004 bis zur Einweihung der MOS habe es gerade einmal 13 Jahre gedauert. „Ich kenne keine andere Montessori Schule in Bayern, die das derartig rasch umsetzen konnte“, würdigte er. Sein Dank galt allen, die dies mit ermöglichten – insbesondere den Bürgermeistern aus Marktrodach und Mitwitz, Norbert Gräbner und Hans-Peter Laschka. Man sei sehr stolz, der oberfränkischen Bildungslandschaft ein kleines Mosaikstückchen beifügen zu können.
Schulleiter André Schneider und sein Stellvertreter Hans Jürgen Hagen würdigten Maria Montessori als herausragende Persönlichkeit. Die moderne Hirnforschung habe bewiesen, dass diese selbstbestimmte – das Interesse am Lehrstoff weckende – Form des Lernens die wirkungsvollste überhaupt sei. „Wir sind eine Schule für alle – nicht für die soziale Elite und nicht für Regelschulgescheiterte“, betonten sie. Nach dem Motto „Lehre nicht, sondern lass lernen“ erfolge der Unterricht so selbstständig wie möglich und so angeleitet wie nötig – „nicht aus Arroganz, sondern aus Wissen um die Wirksamkeit“. Die MOS erachtete Elternbeirats-Vorsitzende Susanne Urban als Riesenschritt wie auch Risiko. „Aber das Risiko sind uns unsere Kinder wert“, bekundete sie.
„Die Ausweitung des Schulangebots sei die beste Möglichkeit, dem demografischen Wandel zu begegnen“, zeigte sich MdB Hans Michelbach sicher. Alle Kinder müssten die gleichen Chancen haben, unabhängig vom Elternhaus. Namens des Landkreises und der Stadt Kronach gratulierten stellvertretender Landrat Bernd Steger und 2. Bürgermeisterin Angela Hofmann. „Die Kreisstadt Kronach ist ein bedeutender Bildungsstandort. Bislang gab es noch eine Lücke, die nun heute geschlossen werden konnte“, freute sich Hofmann, die die sehr ansprechend gestalteten Räumlichkeiten herausstellte. Sie wie auch Stegner betonten, dass die MOS aufgrund der verschiedenen angebotenen Zweige keine Konkurrenz zur staatlichen FOS in Kronach darstelle. Seitens des Kreistags gratulierten Bernd Liebhardt (CSU), Petra Zenkel-Schirmer (Frauenliste) und Edith Memmel (Die Grünen). Angesichts der demografischen Entwicklung müsse das Bildungsangebot eher verbreitert als rationalisiert werden, zeigte sich Liebhardt sicher. Zenkel-Schirmer bedauerte, dass es zu ihrer Zeit noch keine solche Schule gegeben habe. Memmel würdigte das Engagement der Eltern. Aus eigner Sicht – ihre Kinder besuchten die Waldorfschule – wisse sie um die finanziellen Mehrbelastungen im Vergleich zu Eltern von Regelschulkindern.
Glückwünsche kamen auch vom Coburger Schulamtsdirektor Werner Löffler sowie Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der HWK Oberfranken. Löffler stellte die gute Zusammenarbeit zur Montessori Schule Mitwitz heraus; legen doch die Mittelschüler an zwei Schulen im Landkreis Coburg ihren Quali und ihre Mittlere Reife ab. Koller – Vermieter des ehemaligen HWK-Fortbildungszentrums – würdigte die Investitionsbereitschaft der Schule. Der am 30. März 2016 geschlossene Mietvertrag beinhalte auch eine Kaufoption. Laut Architekt Peter Kropf liegt man mit den Kosten um 20.000 Euro unter der Kalkulation von 600.000 Euro. Die Baumaßnahmen seien abgeschlossen, die letzten Handwerker der ausführenden – durchwegs heimischen – Firmen am Morgen vor Ort gewesen. Die Gesamtfläche umfasse 1.521 Quadratmeter mit sehr großzügigen Unterrichtsräumen zwischen 70 und 101 Quadratmetern.
Regionaldekan Thomas Teuchgräber und Pfarrer Andreas Heindl erbaten den Segen Gottes für die Schule sowie alle Schüler und Mitarbeiter. Zur Einweihung überreichte Teuchgräber ein Kreuz an Schulleiter André Schneider. Der Abschluss des von den Musiklehrern Christine Feyler und Marco Hofmann stimmungsvoll umrahmten Festakts oblag Geschäftsführerin Gudrun Jersch-Bittermann. Beim anschließenden Rundgang machten sich alle Gäste selbst ein Bild von der neuen Schule.